Matthias: blog
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Warum (Ordnungs)Politiker sich nicht mit Kunst befassen sollten Mittwoch, 15. November 2006, 02:22:40

Irgendwie geht der Registrierwahn um in Kleinbloggersdorf, und ausgerechnet der Dereguliererblog "Ordnungspolitik" macht da keine Ausnahme sondern will auch fein säuberlich seine Besucher registriert haben. Da mache ich nicht mit, und darum schreibe ich meinen Kommentar zu seinem Beitrag halt in meinen eigenen Blog. Es geht nämlich um den Lumolith, der offenbar (ich habe ihn nicht gesehen) in Burgdorf steht und einige einfache Gemüter bewegt. Der Ordnungspolitiker schreibt dazu:

Ab sofort leuchtet ein 75 Meter hoher Turm jeden Abend still und leise vor sich her und verfeuert Steuergelder. Wahrscheinlich stehen hinter dieser - ach so wichtigen und bahnbrechenden Aktion und dem so gut gemeinten Zweck - die gleichen Leute, welche sich noch vor kurzem über "Lichtverschmutzung" und über die armen dadurch verwirrten Zugvögel beschwerten. Und die geneigte Leserin und der geneigte Leser stelle sich vor, welcher Aufschrei durch Pro Natura, WWF und irgendwelche andere Klubs gehen würde, wenn ein Unternehmen eine solche Aktion nur schon in Betracht ziehen würde.

Jaja, immer der böse Staat. Dabei ist es doch gerade eine Gruppe von Unternehmern gewesen, welche dieses Projekt angerissen hat; und finanziert wurde es offenbar nebst der Stadt Burgdorf auch von Unternehmen, steht doch so auf der Website. Was es mit der Lichtverschmutzung auf sich haben soll, führt der Ordnungspolitiker auch nicht weiter aus, aber vermutlich geht es um diesen schrägen Vogel bzw. das 2004 verfügte Verbot von Skybeamern in Burgdorf. Dass ein sich bewegender und extrem hell strahlender Skybeamer wohl nicht dieselbe Wirkung hat wie ein statischer Neon-Turm, sollte eigentlich jedem klar sein. Und besonders viel Strom braucht der Lumolith gemäss Website offenbar auch nicht gerade (naja, kommt wohl auf den Standpunkt an; aber als Superstromsparfreak ist der Ordnungspolitiker bisher ja auch nicht gerade aufgefallen).

Aber eben, mit ideologischen Scheuklappen populistisch in der Welt herummeckern ist einfacher, als sich mal kurz auf der Website zu informieren:

Vielfältige Unterstützung
Möglich wurde dieses Projekt durch die aussergewöhnlich grosszügige Beteiligung und Unterstützung von öffentlicher und privater Seite. Angeregt und initiiert wurde es vom Forum für Architektur und Gestaltung (FAG), einem Verein von ArchitektInnen, PlanerInnen sowie Kunst- und Kulturschaffenden. Die Stadt Burgdorf, die Localnet AG, die IKEA Lyssach AG und die obipektin AG haben die Umsetzung mit grossem finanziellen Engagement möglich gemacht.

Energiefragen:
Die 24 Fluoreszenzleuchten verbrauchen pro Nacht nicht mehr Strom als 500m Strassenbeleuchtung an der Kirchbergstrasse oder als zwei konventionelle Elektroheizkörper.

Tja. Wieder einmal bin ich saufroh, dass es nicht die (Ordnungs)Politiker sind, die über die Kunst zu bestimmen haben.