Matthias: blog
Das Logfile über mein Leben im Netz.

Erinnerungen an mein Skateboard Montag, 20. August 2007, 02:03:49

Als ich fünfzehn oder sechzehn war, habe ich meine Eltern dazu gebracht, mir ein Skateboard zu kaufen. Ich weiss nicht mehr, weshalb sie sich dazu bereit erklärten. Hatte ich irgend eine Prüfung bestanden? Etwas besonderes geleistet? Oder einfach Geburtstag und nur diesen einen, grossen Herzenswunsch? Jedenfalls sind wir in den Skateboardladen im Keller gegenüber vom Aarbergerhof gegangen, und dort habe ich mir das schönste, beste und teuerste Doublekick ausrüsten lassen, das ich mir nur vorstellen konnte. Ein Hooger Booger Doublekick. Hundertsechzig Franken sollte es kosten, ein Schweinegeld damals!

Meine Eltern waren etwas schockiert. Aber ich war so darauf erpicht, genau dieses Doublekick mit genau dieser Achse und genau diesen Rädern zu haben, dass sie es mir schliesslich tatsächlich gekauft haben.

Das Skateboard stellte sich als gute Investition heraus: Ich habe es jahrelang täglich benutzt! In haarsträubendem Tempo den Neuhausweg heruntergedonnert. Zur Schule gefahren, auf dem Pausenhof herumgekurvt. Abends in die Stadt, die Lauben unsicher gemacht, und nachts dann zurück nach Köniz. Den Verstärker und die Gitarre in den Übungskeller gefahren. Die Ratten Harry und Quentin darauf spazierengefahren.

Das Doublekick hat alles mitgemacht und manches besser überstanden als meine Haut: Sprünge, Schussfahrten, Karambolagen, Tricks...

Wobei meine "Tricks" verglichen mit dem, was die Kinder heutzutage drauf haben, lächerlich banal waren. Aber es gab ja auch niemandenm der es mir zeigen konnte! Egal, habe ich halt selber Sachen ausprobiert. Handstand habe ich gemacht, wenn auch nicht in voller Fahrt. Und ähnliche Dummheiten. Schürfungen, Prellungen, zerrissene Hosen. Ich bin bei Regen gefahren, bei Schneematsch, auf Rollsplitt und Kopfsteinpflaster und Teer, ich habe die Achse gelockert bis ich das Brett fast bis auf den Boden biegen konnte, alles hat das Skateboard klaglos mitgemacht.

Und dann, irgendwann, ich weiss nicht mehr wann es genau war, jedenfalls nach der Matur, vielleicht vor oder auch erst nach Leas Geburt - ist eine Achse gebrochen. Und ich war zu schüchtern, um in einen der supercoooolen Skateboardläden mit diesen supercoolen jungen Verkäufern zu gehen und zuzugeben, dass ich alter Sack mein uraltes Skateboard kaputt gemacht habe und jetzt eine neue Achse brauche. Die hätten mich doch ausgelacht.

Also habe ich es in einen Sack gepackt und zunächst in den Schrank gestellt. Dort stand es jahrelang. Dann irgendwann wanderte es in den Keller. Oder den Estrich, ich weiss es nicht mehr genau, jedenfalls wusste ich immer, wo es gerade ist.

Oder meinte es zu wissen. Denn heute, als ich es hervorkramen wollte damit Lea, die gerade auf einem billigen Brett die Grundlagen lern, mein cooles Skateboard reparieren lassen und dann brauchen kann - heute kann ich es nicht finden! Ich habe alle Schränke durchsucht, sämtliche Kisten im Keller geöffnet, war im hintersten Winkel wo die alten Paddel stehen - aber kein Board!

Habe ich es irgendwann verschenkt? Oder es gar in einem Anfall von Mutlosigkeit einfach weggeworfen? Ich weiss es nicht mehr! Ich meine mich zu erinnern dass es dort ganz hinten im Keller hinter dem Gestell war, in einem Migros-Sack. Aber dort ist es nicht mehr.

Weshalb nur habe ich dieses tolle Skateboard nicht repariert? Weshalb habe ich vergessen, was ich damit gemacht habe? Jetzt kann ich Lea mein altes Skateboard nicht weiterreichen. Das ist schon traurig.

Aber wie ich Lea kenne, wird sie irgendwie das nötige Geld auftreiben, um sich ein eigenes Skateboard zu kaufen.

Und dann zeigt sie mir vielleicht die coolen Tricks, die ich nie gelernt habe.